„Schweigen ist die unerträglichste Erwiderung.“
Ich sitze mit einer guten Bekannten bei einem Getränk und sie erzählt mir von einem Erlebnis aus ihrer Firma. Sie hatte einen Termin mit Ihrem Chef und das lief ganz gut. Plötzlich sagte er so etwas wie: „Sagen Sie mal, was habe ich da gehört, was in Ihrer Abteilung so läuft?“ und er schweigt. Meine Bekannte ist völlig irritiert und antwortete: „Bei uns läuft es super, auch das Projekt geht vorwärts…..“. Sie wartete auf eine Reaktion des Chefs und er schaute sie auch an, aber; er schwieg und schwieg und schwieg. „Gefühlt 3 Minuten“ sagte sie zu mir und erzählte weiter: „Da habe ich natürlich weitergeredet, da ich dachte, er weiß noch was, was ich nicht gesagt hatte. Ich kam auf ein kleines Problem bei 2 Kolleginnen, die beim Urlaub nicht einig waren, das war es aber auch.“ Ich grinste sie an und sie sagte zynisch: „Was denkst Du? Weißt Du schon wieder etwas?“ Ich erzählte ihr dann von der Art zu schweigen und das kommunikativ richtig einzusetzen.
Wir können Menschen „zum Schweigen bringen“, „schweigend genießen“, eine Schweigeminute einlegen und auch „Schweiger“ heißen (ach nein, dass war was anderes). Mal im Ernst, Schweigen können wir in vielen Zusammenhängen nutzen. Schweigen steht für viele Situationen und kann in unterschiedlichen Momenten mit unterschiedlicher Wirkung eingesetzt werden.
Wenn Du jemanden zuhörst, ist dein Schweigen angenehm und du lässt den Gesprächspartner ausreden. Du lauschst den Worten, bist aufmerksam und der Gesprächspartner kann sich voll auslassen.
Natürlich kannst du auch jemanden zum Schweigen bringen indem du dem Gesprächspartner grob in die Parade fährst. Das wäre dann ein sehr dominantes Verhalten und vielleicht nicht so schön für dein Gegenüber. Das ist auch nicht das Schweigen, was ich in meiner Geschichte oben ansprechen will.
Das Schweigen, was wir in der Geschichte oben erfahren, ist ein aufforderndes Schweigen. Es geht darum, dass ich (in dem Fall der Chef) im Dialog bewusst schweigt und damit meine Bekannte in die Lage bringt zu denken „Ich muss noch was sagen“ und damit zu weiteren Äußerungen hinreißt. Möglicherweise sind da nun Gedanken, die man äußert, die nicht bekannt waren und nun zum Chef durchdringen. Das wäre unglücklich, aber vielleicht gewollt.
Wenn Du so, wie in der Geschichte beschrieben schweigst, nachdem jemand was gesagt hat, dabei vielleicht noch nickst und lächelst, dann kann es sein, dass das als Aufforderung gesehen wird weitere Sachen zu sagen. Das ist nicht ganz fair, wird aber genutzt. Vielleicht kennst Du es ja, dass es unangenehm sein kann, wenn im Raum absolute Stille ist. Es gibt immer jemanden, der diese Stile dann bricht und anfängt zu reden.
Genau das ist in der Geschichte oben passiert und ich habe das meiner Bekannten so erzählt. Ich weiß nicht, ob der Chef auf einem Kommunikationsseminar war, jedoch hat er mich seiner Taktik etwas herausgefunden, was er noch nicht wusste. Das ist das unschöne an schweigenden Personen. Sie lassen dich mit deinen Gedanken allein und in deinem Kopf kann viel passieren. Gleichzeitig kennst du die Gedanken deines Gesprächspartners nicht und willst an diese herankommen. Das ist genau der Grund, warum wir plötzlich reden. Du willst die Gedanken loswerden und die des Gegenübers erfahren. Kennst du die Situation? Mich macht das wahnsinnig, wenn ich das mal, Gott sei Dank selten, erlebe.
Wie kommt meine Bekannte und wie kommst Du nun aus dieser Situation?
Zum einen ist es wichtig zu erkennen, was die Person damit bezweckt. Wenn Du das herausbekommen kannst, dann mache das. Frage, was das Schweigen zu bedeuten hat. Oder etwas schlagfertiger: „Ich nehme ihr Schweigen als Zustimmung.“ Wenn dann noch nichts passiert, heißt es aushalten. Aushalten und das Spielchen mitspielen. Ich habe von einem Klienten gehört, dass er das so gemacht hat, als der Chef das wieder probierte. Angeblich soll mein Klient bis 120 hat zählen können. Das wären ca. 2 Minuten. Bei ihm hat das der Chef nie wieder gemacht.
Und bei meiner Bekannten? Nach unserem Gespräch ist das wieder passiert und sie hat ausgehalten. Wie lange? Das hat sie nicht erzählt, aber auch hier ist es nie wieder vorgekommen. Wenn Du das einmal entlarvt hast und durchgehalten hast, dann sollte Ruhe sein. Also Ruhe im Sinne von kommt nicht mehr vor 😊
Übrigens kannst du das Schweigen natürlich auch aktiv einsetzen. Jetzt wo Du es kennst, kannst Du diese Technik nutze, um an Informationen zu kommen. Ich finde, dass es bessere Möglichkeiten gibt, aber manchmal hilft es eben auch so.
Wenn wir noch kurz auf die Bühne gehen, ist Schweigen eine Waffe. Eine positive Waffe, wenn es das gibt, die dir noch mehr Wirkung gibt und eine höhere Aufmerksamkeit. Das Schweigen auf der Bühne nennt man „Pausen“. Genau. Das sind die Abstände zwischen deinen Sätzen und Worten. Wenn du es schaffst, dass du auf der Bühne Pausen von 1 – 3 Sekunden machst, wirkt das sicher und kompetent. Hier ist das Schweigen ein sehr gutes Werkzeug, welches dir Eloquenz und Charisma verleiht. Probiere es mal aus.
Dass du jetzt den einen oder anderen inspirierenden Gedanken mitnimmst, das wünsche ich mir sehr. Natürlich musst du das auch wieder üben und machen. Nur so wirst du besser.
Wenn du nur eine Verbesserung aus dem Blogbeitrag mitnimmst, bin ich schon glücklich. Jeder von uns hat es in der Hand die Welt ein wenig besser zu machen und anderen Menschen den Tag zu versüßen.
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In dem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg bei der Umsetzung und viel Spaß bei Deinen rhetorischen Übungen und nun: fang an zu reden.