Wie viele Silvesterpartys gibt es wohl in Deutschland? Wie viele Partys wohl auf der Welt? Und auf all diesen Partys waren sicher wieder die unterschiedlichsten Menschen versammelt.
Auf einer Party in meiner Nachbarschaft war es laut genug, dass ich mithören konnte, wie sich diese Partygäste unterhielten. Da gab es also 4 besondere Typen unter den Teilnehmern.
Die Helferin: Ich habe nicht mitgezählt, wie oft diese Dame nachgefragt hat, ob alle Gäste auch wirklich alles haben. Es war jedenfalls sehr auffällig und wenn man diese Dame als Gastgeberin hat verhungert oder verdurstet keiner.
Der Hausherr: Mit gekonnten und klaren Ansagen rief er, wo was liegt und wer was wo finden kann. Welcher Raum ist tabu und wo schläft welcher Gast. Das war also der „Herr des Hauses“.
Der Partyhengst: Trotz lauter Musik ist dieser Typ mit seiner Stimme zu hören. Er kann viele Lieder mitsingen und kein Zwischenton oder Zwischenruf ist ihm fremd. Auch hat er viele Trinksprüche auf Lager. Und Tipps, für die anderen Gäste, wie man am besten feiert, sind bei ihm gratis abzuholen.
Die Schwiegertochter: Das war spannend. Die schien neu in der Familie zu sein und wollte der Helferin dauernd helfen. Sie war immer wieder dabei zu unterstützen und zu fragen, was noch gemacht werden müsse. Hoch interessant.
Nun lief der Abend mit vielen Gästen an. Ihr fragt Euch, warum ich das so schön beobachten konnte? Wir hatten tolle 12°C PLUS!!! Im Dezember!!! Die Party war auf der Terrasse nebenan und bei uns war der Balkon offen und wir hatten es nicht so laut.
Da kamen die Gäste also gegen 19 Uhr und der Herr des Hauses begrüßte jeden per Handschlag oder Umarmung und wies an, welche Jacke an welchen Haken zu kommen hat. Ganz klare Anweisungen mit kräftiger Stimme. „Häng Deine Jacke ganz nach rechts!“, Stimme runter. Der Gast wusste bescheid. Und dann kam sofort die Helferin. „Was möchtet Ihr trinken? Seid Ihr gut angekommen? Hast Du Dein Auto unter dem Carport?“ So viele Fragen. Die Stimme war ständig im oberen Bereich und klang nach einer typischen „Servicekraft“.
Kennt Ihr das? Menschen, bei denen Ihr sofort merkt, dass die im Service arbeiten und nur die Stimme eines „Dienstleisters“ kennen?
Irgendwann waren alle Gäste versorgt und die Party konnte beginnen. Der Partyhengst sorgte für die Musik. Wer auch sonst? Er fragte bei dem Hausherren, wo denn die CDs sind und wo die Fernbedienung für die Musikanlage sei. Nur, war das keine Frage. Die Stimme ging klar nach unten. Da kam auch schon die Helferin und fragte nach, ob sie helfen könne. Stimme wieder oben. Fast schon piepsig. Ein beruhigendes „Ich mach das schon. Alles im Griff.“ vom Partyhengst machte klar, wer die Situation regelt. Die Stimme war sowas von deutlich. Beeindruckend.
Nachdem nun die ersten Stunden vergangen waren, das Essen erledigt und die ersten Getränke, mit den dazugehörigen Sprüchen natürlich, vernichtet wurden, kam die Stunde der (neuen?) Schwiegertochter. „Wer kümmert sich um den Abwasch? Wo ist das Dessert? Habt Ihr auch genug Knabbereien?“ Oh man. 2 Helferinnen. Wieder die Stimme oben. Ich schaute vom Balkon, um mich zu vergewissern, dass es sich wirklich nicht um Kellnerinnen handelt J. Und diese Stimmen machten bei den anderen Gästen stets einen komischen Eindruck. „Setzt Euch doch mal.“, „Wir haben alles, komm doch mal runter.“, waren nur einige Kommentare.
Was aber hat das nun mit Stimme zu tun?
Der „Partyhengst“ und der „Hausherr“ hatten ein Stimmmuster, welches sich „kompetentes Stimmmuster“ nennt. Dieses Stimmuster ist so, dass der Sprecher am Ende eines Satzes nach unten geht. Was Du sagst, das steht. Keiner zweifelt an Deiner Aussage. Mit der Art zeigst Du Deinen Zuhörern Kompetenz, Sicherheit und Vertrauenswürdigkeitund gern auch Dominanz, was bei unseren beien Partygästen absolut der Fall war.
Am Ende eines Satzes mit der Stimme nach unten gehen. Ich sage, was gemacht wird. Diese Sätze werden auch „Bogensätze“ genannt.
Durch dieses Stimmmuster hast Du eine ungeheure Strahlkraft. Dein Zuhörer ist in Deinen Sätzen gefangen und komplett bei dir. Es ist wie magisch, dass an Deinen Aussagen kein Zweifel besteht! Und das nur durch Betonung. Ist das nicht großartig?
Dem „kompetenten Stimmmuster“entgegen steht das „zugängliche Stimmmuster“. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass Du am Ende eines Satzes mit der Stimme nach oben gehst. Das zeigt jedoch Unsicherheit. Wenn Du am Ende mit der Stimme nach oben gehst, sind das? ….. Genau, Fragen!!! Wenn Du in einer Aussage am Ende mit der Stimme nach oben gehst, ist es keine Aussage mehr, sondern eine Frage! Somit kommt beim Zuhörer an, dass Du unsicher bist. Du setzt viele kleine Fragezeichen hinter Deinen Aussagen.
Und das ist dann gern das Redemuster einer „Helferin“. „Kann ich was für Euch tun?“ „Wollt Ihr wirklich nichts mehr?“ „Ich hoffe es hat Euch gefallen?“, um nur einige Beispiele zu nennen.
Das war also mein Vergnügen an Silvester. So zog sich der Abend hin und die Zeit verging, wie im Flug. Ich habe das gern beobachtet. Wie Menschen in Ihren Mustern hängen, ist schon sehr interessant.
Achte darauf, dass Du mit Deiner Stimme die Situation „lenken“ kannst. Probier es mal mit dem Satz aus:
Ich bin ein großartiger Redner. am Ende des Satzes mit der Stimme runter
Ich bin ein großartiger Redner. am Ende des Satzes mit der Stimme hoch
Und? Merkst Du den Unterschied? Wie wirkst Du beim ersten Versuch und wie beim 2. Versuch? Ich halte das für eine der stärksten Möglichkeiten, um ein Gespräch zu lenken. Probiert es aus!
Wo und wie kannst Du das lernen?
Das und noch weitere Möglichkeiten der Rhetorik üben wir in unseren Trainings, denn in den Zeilen hier kannst Du viel lesen. Lesen hilft jedoch nicht so stark wie üben. Nur wenn Du es übst, wirst Du es schnell und gut verinnerlichen.
Ich weiß noch nicht, wie schnell Du die Technik perfekt beherschen wirst, freue mich jedoch auf ein Feedback zu Deinen Erfolgen.
In dem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg bei der Umsetzung und viel Spaß bei Deinen rhetorischen Übungen.