Distanzverhalten der Menschen: Halte bitte Abstand, aber welchen?
Sorry, dass ich diesen reißerischen Aufmacher für diesen Sonderblog mache, gleichzeitig ist das genau die Masche, wie Medien auf die neuesten Nachrichten aufmerksam machen und so die Menschen einfangen. Auch in der Corona-Krise möchte ich aus Sicht der Rhetorik auf das Thema „Social Distancing“ schauen und mit Dir die unterschiedlichen Distanzzonen betrachten. Natürlich nehme ich Bezug auf das aktuelle, lebensverändernde Corona-Virus und dessen Auswirkungen auf unser Verhalten, auf unser Distanzverhalten.
Manche Menschen brauchen mehr Abstand, andere weniger. Manche merken, wenn sie zu nah sind, andere haben für die richtige Distanz überhaupt kein Gefühl. Manche haben gar eine Sozialphobie und meiden jede Nähe. Sie schützen ihre Distanzzonen. Manche Menschen zeigen in Warteschlangen, im Verkehrsstau oder bei Gedränge in öffentlichen Verkehrsmitteln enormen Stress, wie man in Studien lesen kann. Es ist die menschliche Nähe, die sie dazu bringt, sich unwohl zu fühlen. Dabei geht es um die Proxemik (das Raumverhalten), welche dahintersteckt und auch subtile Territorialansprüche. Jeder von uns hat sie und Edward T. Hall entdeckte sie 1963. Er vermaß diese sogenannte Distanzzonen, die wir uns im weiteren Verlauf ansehen. Ich nehme eher den Begriff Distanzverhalten, da ich das besser beschreiben kann.
Die Distanzzonen bzw. das Distanzverhalten schauen wir uns genauer an, da dies maßgeblichen Einfluss auf unser Verhalten und auf unsere Stimmung habt. Die Maßnahmen der Bundesregierung wegen dem Corona-Virus sind stark abhängig von den Distanzzonen und wenn wir diese dann einhalten wird sich unser Umgang mit Menschen ändern. Wir benehmen uns bei verschiedenen Abständen anders zu bekannten oder unbekannten Personen. Unsere Gefühle und unsere Beobachtung variieren da sehr stark. Diese Veränderungen können Auswirkungen auf zukünftige Interaktionen mit unseren Mitmenschen haben. Jetzt schauen wir uns die einzelnen Verhaltensweisen mal an.
Distanzverhalten von Menschen
Menschen mit etwas Gefühl respektieren den persönlichen Freiraum eines anderen Menschen. Zu viel Nähe ist einfach unangenehm bei Fremden und Menschenmengen. Bei Menschen, die man kennt und mag, kann das anders sein. Ich schreibe bewusst „kann“, da es auch hier Ausnahmen gibt. Schau Dich aktuell mal um und Du wirst feststellen, dass Menschen, die sich kennen und mögen durch Corona gezwungen werden Umarmungen zu unterlassen und sich mit Abstand zu begrüßen. Manchen fällt das sehr schwer und andere sind froh, dass endlich dieses unsägliche Umarmen mal beendet ist.
Nehmen wir mal konkrete Situationen. Wenn Du im Zug, im Bus, im Aufzug, in Wartebereichen beim Arzt oder an anderen Orten mit vielen Menschen bist und Du merkst, wie der Atem in Deinen Hals pustet oder ein unangenehmer Geruch der Person hinter Dir langsam nach vorn zieht…. aahhh, da gibt es schönere Momente. Besonders jetzt, wo die Menschen noch vorsichtiger sein sollen, ist es noch bedrohlicher. Und es gibt Menschen, die haben so gar keine Skrupel.
Nehmen wir eine Situation am Arbeitsplatz. Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden kommen ungefragt ins Büro, setzen sich auf Deinen Arbeitstisch, kommen sehr nah an Dich heran oder machen genau das Gegenteil und rufen aus dem Nachbarbüro etwas, dass Du nicht hören kannst. Egal wie, es sind falsche Abstände. Wenn es Dir wichtig ist, dass Du als sympathisch wahrgenommen wirst, dann achte auf diese Abstände und auf die Reaktionen Deiner Mitmenschen. Es ist nämlich sehr schön, Du kannst erkennen, ob sich die Person gegenüber wohlfühlt oder nicht.
Wenn Menschen in die jeweilige Privatsphäre oder, noch schlimmer, die Intimsphäre missachten, wird das immer als unzulässige Grenzübertretung wahrgenommen und das ist distanzlos. Vielleicht hast Du schon bemerkt, egal ob privat oder au der Arbeit, dass damit atmosphärische Störungen in der Beziehung entstehen und Konflikte ausbrechen, wo man später nicht mehr weiß, wie diese entstanden sind. Gleichzeitig ist es so, dass wir die Distanzzonen auch für Nähe benötigen, die Zuneigung und Liebe verkörpert. Wenn wir diese den Menschen nun, durch Maßnahmen gegen Corona, entziehen, ist das für unser Empfinden ein großer Nachteil. Hier können Entzugserscheinungen entstehen, die direkt auf die Laune schlagen.
Nehmen wir nun mal das Distanzverhalten, welches ich auf Basis der Distanzzonen von dem Forscher Edward T. Hall leicht angepasst habe. Ich habe diese durch persönliche Erfahrungen ergänzt, möchte hier darauf hinweisen, dass die Forschungen von Herrn Hall die Grundlage meiner Gedanken sind.
1. Distanzverhalten – fremd und öffentlich:
Wir kennen die Distanz von öffentlichen Veranstaltungen mit vielen Menschen und weitläufigem Platz
Verhalten: Man kann ausweichen und Abstand wählen. Wenn etwas anders ist, kann die Distanz verringert oder vergrößert werden.
Corona-Test: Bei diesem Abstand solltest Du sicher sein und es besteht keine Gefahr der Ansteckung, so zumindest die Aussage von Experten.
2. Distanzverhalten – öffentlich und distanziert
Die Distanz beträgt ca. 3 – 7 m Abstand.
Bei öffentlichen Veranstaltungen z.B. einem Vortrag redet eine Person mit Abstand zu einer Gruppe. Das kann von einer Bühne, von einem Rednerpult in einem Saal oder in einem Besprechungsraum sein.
Verhalten: etwas mehr Nähe ist hergestellt, Distanz kann flexibel verändert werden
Corona-Test: Das ist ein Abstand, der sollte auch noch passen und Du kannst ohne große Schutzmaßnahmen leben.
3. Distanzverhalten – öffentlich und bewusst
Hier ist die Distanz zwischen 2 – 4 m.
Man kann noch miteinander reden, dies findet im Vorrübergehen statt.
Diese Distanz gilt als eine angenehme Distanz im Straßenverkehr (Fußgängerzonen).
Verhalten: unpersönliche Nähe, Abstand bleibt angenehm, Beobachtung des Umfelds
Corona-Test: Hier solltest Du schon vorsichtiger werden. Bei diesem Abstand kann es schon als „zu nah“ bei manchen Menschen wirken. Bitte denke immer daran, dass es nicht nur darum geht, was Du fühlst, sondern auch darum, was die Menschen um Dich herum fühlen.
Die Distanz zwischen 1,5 – 3 m Abstand ist gesellschaftlich und distanziert.
Das ist der Abstand, bei dem man bequem mit jemandem unverfänglich reden kann.
Verhalten: Beratungsgespräch, Smalltalk, Abstand wahrend – das geht hier sehr gut.
Corona-Test: Das ist der Mindestabstand, den Du zu anderen Menschen jetzt einhalten solltest, wieder die Aussage von Experten. Ob das so ist, kann ich nicht beweisen.
4. Distanzverhalten – gesellschaftlich und distanziert
Die Distanz zwischen 1,5 – 3 m Abstand ist gesellschaftlich und distanziert.
Das ist der Abstand, bei dem man bequem mit jemandem unverfänglich reden kann.
Verhalten: Beratungsgespräch, Smalltalk, Abstand wahrend – das geht hier sehr gut.
Corona-Test: Das ist der Mindestabstand, den Du zu anderen Menschen jetzt einhalten solltest, wieder die Aussage von Experten. Ob das so ist, kann ich nicht beweisen.
5. Distanzverhalten – persönlich, aber fremd
Hier ist die Distanz zwischen 1 – 1,5 m Abstand (ca. doppelter Armabstand).
Den Abstand für eine persönliche Begrüßungen (Handschlag) mit (noch) fremden Personen nehmen wir gern, um noch „vorsichtig“ zu bleiben.
Verhalten: vorsichtiges Rantasten an Gegenüber, genau beobachten
Corona-Test: Handschlag, tabu; Abstand 1 m, tabu. Jetzt gehen die Einschränkungen durch Corona los. Diese Distanz ist aktuell untersagt und es fällt manchen Menschen schwer, diese, zumeist freundliche und gesellschaftlich eingeübte, Verhaltensweise zu unterdrücken. Ich gehöre dazu.
6. Distanzverhalten – Vertrauenszone
Die Distanz zwischen 0,6 – 1 m Abstand nimmt man nur an, wenn eine Vertrauensbasis da ist.
Das ist der Abstand für Menschen, die man kennt und ein gewisses Vertrauen hat, wo man weiß, „woran man ist“.
Verhalten: lockerer Umgang, vertrauliche Bewegungen
Corona-Test: Auch bei diesem Abstand müssen wir zurückstecken. Diese Distanz darf aktuell nur in Familien oder in Beziehungen gelebt werden.
7. Distanzverhalten – der intime Rahmen
Die Distanz geht bis 0,6 m Abstand, gern weniger.
Das ist ein Abstand für Menschen, die man kennt und mag. Ganz wichtig: …und mag!!! Berührungen (Umarmungen) sind erlaubt, es herrscht ein herzlicher Umgang.
Verhalten: Das ist ein ganz nahes Verhältnis mit Berührungen. Man kann die andere Person riechen und anfassen.
Corona-Test: Dieser Umgang ist aktuell auch sehr eingeschränkt. Bei Partnern, die in der Risiko-Gruppe sind, haben schon manche jeglichen Kontakt eingestellt, was eine Beziehung stark belasten kann. Natürlich geht auch hier die Gesundheit vor, aber die Beziehung wird beeinträchtigt.
Es gibt selbstverständlich Ausnahmen und kulturelle Unterschiede. In Lateinamerika oder im arabischen Raum darf man sich deutlich näherkommen, da diese Kulturen anders und intensiver den Kontakt zueinander leben. Es gibt auch Berufsgruppen, die lassen wir näher an uns ran, auch wenn sie fremd sind. Ob es der Zahnarzt, Arzt, Masseur, Physiotherapeut, Tanzlehrer, oder sonst für ein Helfer ist. Diese brauchen die Nähe, um den Job ausüben zu können. Wenn Dich das stört, lass den Zahnarzt doch aus 5 m Abstand mit einem Teleskopbohrer arbeiten. Vielleicht gefällt Dir das ja besser.
Das Distanzverhalten eines jeden Menschen ist sehr individuell und hängt von Deiner Prägung ab. Eine extrovertierte Persönlichkeit kommt Ihrem Gegenüber schon mal näher oder berührt diesen sogar. Da flippt eine introvertierte Person innerlich weg. Und auch visuell geprägte Menschen brauchen nicht so viel Nähe, wie kinästhetisch geprägte Menschen.
Das Wissen über das Distanzverhalten der Menschen wird Dir helfen die Reaktionen des Gegenübers besser einschätzen zu können und diesem ein besseres Gefühl zu geben. Wenn Dir das gelingt, kannst Du schnell eine Sympathie aufbauen und der Gesprächspartner wird das Gespräch als gut im Gedächtnis behalten.
Nochmal einen Schritt in die Praxis: Stell Dir einfach mal vor, Dein Gesprächspartner macht einen Schritt zurück. Das ist körpersprachlich ein Rücktritt von dem eben Gesagten. Das muss aber nicht unbedingt so sein. Vielleicht sucht die Person einfach mehr Abstand. Achte daher unbedingt auf die Signale und auf die Bewegungen. Auch das Ausweichen des Blickkontaktes, eine Körperhaltung, die ausweicht oder andere Signale können Dir zeigen, dass Du zu nah bist.
Wenn es Dir so gehen sollte, dass Dir Menschen zu nah kommen, dann rate ich Dir, sprich es an und sage es ganz offen. So kannst Du für klare Verhältnisse sorgen, auch wenn es für die andere Person vielleicht erst einmal komisch ist. Am Ende geht es darum, dass es Dir gut geht.
Ich hoffe, Du kannst mit diesen Ausführungen etwas anfangen. Meine „Corona-Verhalten“-Ausführungen sind eine ganz persönliche Meinung. Möglich, dass andere Menschen dazu eine andere Meinung haben. Mich stören diese ganzen Veränderungen und Einschränkungen. So richtig kann ich das noch nicht einschätzen. Aus Sicht der Kommunikation ist es auf jeden Fall erschwerend und nachteilig.
Unter 0152-0132 6996 erreichst du mich persönlich, wenn Du Dich rhetorisch und kommunikativ entwickeln willst. Wenn es Dir wichtig ist, weiter an Deinen Fähigkeiten in der Rhetorik zu arbeiten, dann findest Du hier weitere Infos auf dieser Internetseite.
Besonders schön ist es, wenn Du Bücher lesen kannst und dadurch besser wirst, weiter wächst. Hier findest Du weitere Bücher: https://mr-rhetorik.de/meine-empfehlungen/
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